Zukunft ist eine Haltung. Dr. Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums, über die gesellschaftliche Verantwortung von Design.
Dr. Mateo Kries im Feuerwehrhaus (1993) der Architektin Zaha Hadid auf dem Vitra Campus. Das Feuerwehrhaus war das erste Gesamtbauwerk der aus dem Irak stammenden und später in London ansässigen Architektin.
Dr. Mateo Kries im Feuerwehrhaus (1993) der Architektin Zaha Hadid auf dem Vitra Campus. Das Feuerwehrhaus war das erste Gesamtbauwerk der aus dem Irak stammenden und später in London ansässigen Architektin.
„Mithilfe von Design und Designmuseen können gesellschaftliche Debatten vermittelt und digitale Herausforderungen angegangen werden“, so Dr. Mateo Kries, Kunsthistoriker, Kurator und Autor. Der Direktor des berühmten Vitra Design Museums in Weil am Rhein wirkt seit 1996 für das Museum, eines der führenden Häuser seiner Art. Das Museum erforscht und vermittelt die Geschichte und Gegenwart des Designs und setzt diese in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur. Schon 2010 thematisierte Kries in einem seiner Bücher‚ „Total Design“, die gesellschaftliche Relevanz von Design. „Es geht darum, dass wir unsere gestaltete Umwelt wertschätzen lernen und sie bewusst wahrnehmen. Designobjekte senden immer eine Botschaft.“
Das Vitra Design Museum verfügt über eine weltweit bedeutende Sammlung. Hier zu sehen: Eames-Stühle im Sammlungsdepot des Museums.
Prototyp des „Aluminum Gradient Chair“ (2013), entworfen von dem niederländischen Designer Joris Laarman. Der Stuhl ist im 3D-Druck-Verfahren entstanden.
Das Vitra Design Museum verfügt über eine weltweit bedeutende Sammlung. Hier zu sehen: Eames-Stühle im Sammlungsdepot des Museums.
Prototyp des „Aluminum Gradient Chair“ (2013), entworfen von dem niederländischen Designer Joris Laarman. Der Stuhl ist im 3D-Druck-Verfahren entstanden.
„Wir stehen vor gewaltigen globalen Herausforderungen. Design ist kein Luxus, sondern ein notwendiges Werkzeug, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Nicht die Ästhetik steht im Mittelpunkt, sondern die Haltung, die Design vertritt.“
Dr. Mateo Kries im Hauptgebäude des Vitra Design Museums. Der Entwurf des amerikanischen Architekten Frank Gehry war dessen erstes Projekt in Europa.
Der Tisch „XXX Coffee Table“ (2009) der amerikanischen Designerin Johanna Grawunder vereint transparentes und farbiges Glas.
Dr. Mateo Kries im Hauptgebäude des Vitra Design Museums. Der Entwurf des amerikanischen Architekten Frank Gehry war dessen erstes Projekt in Europa.
Der Tisch „XXX Coffee Table“ (2009) der amerikanischen Designerin Johanna Grawunder vereint transparentes und farbiges Glas.
„Einzelne Kulturen, Gruppen oder ganze Weltregionen fordern ihre Rechte auch im Design ein. Design wird nicht mehr nur vom industriellen Westen geprägt, sondern muss sich dieser neuen Vielfalt stellen. Designer_innen müssen zunehmend bedenken, vor welchem kulturellen Hintergrund sie gestalten, so entstehen Akzeptanz und Diversität. Neue Technologien unterstützen die neue Vielfalt im Design, indem sie Individualisierung, Anpassung und Variabilität ermöglichen.“
„Eine nachhaltigere Welt basiert auf Kreisläufen. Dinge und Materialien müssen wiederverwertet, Rohstoffe geschont werden. Designer_innen müssen nicht nur Produkte, sondern Kreisläufe gestalten, vom Rohstoff über das Produkt bis zur Entsorgung. Nur so gelingt die Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit.“
Im Vitra Schaudepot präsentiert das Museum Schlüsselobjekte seiner Sammlung, die etwa 20.000 Stücke umfasst.
„How High the Moon“ (1986) des japanischen Innenarchitekten und Designers Shiro Kuramata ist ein Sessel aus Streckmetall.
Im Vitra Schaudepot präsentiert das Museum Schlüsselobjekte seiner Sammlung, die etwa 20.000 Stücke umfasst.
„How High the Moon“ (1986) des japanischen Innenarchitekten und Designers Shiro Kuramata ist ein Sessel aus Streckmetall.
„In einer Welt voller austauschbarer, glatt gespülter Formen wird das Kantige, das Klare sichtbar. Viele Linien und Formen schaffen Verwirrung, wenig Linien schaffen Klarheit und Reduktion. Visuelle Reduktion ist wohltuend, gerade in einer Welt voller Bilder und Informationen. Wir wollen nicht ins Metaverse einziehen, die Sehnsucht gilt dem Realen, Haptischen, Echten, Achtsamen. Die Digitalisierung bleibt eine treibende Kraft gesellschaftlicher und gestalterischer Entwicklung, doch der Massstab der Gestaltung für Designer_innen bleibt die reale Welt mit ihren Ecken, Kanten, Oberflächen – und Emotionen.“
Blick aus dem Feuerwehrhaus auf die Produktionshalle von Álvaro Siza auf dem Vitra Campus. Der Portugiese zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen europäischen Architekten.
Henrik Wenders (links), Head of Brand AUDI AG, im Gespräch mit Dr. Mateo Kries im Vitra Schaudepot.
Blick aus dem Feuerwehrhaus auf die Produktionshalle von Álvaro Siza auf dem Vitra Campus. Der Portugiese zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen europäischen Architekten.
Henrik Wenders (links), Head of Brand AUDI AG, im Gespräch mit Dr. Mateo Kries im Vitra Schaudepot.
„Manchmal, nein meistens, ist weniger Design besser. Wir brauchen nicht neue Bedürfnisse, sondern neue Freiräume. Designer_innen werden lernen, auch mal etwas nicht zu gestalten oder ein Produkt nicht zu lancieren. Der Haltung von Dieter Rams ist nichts hinzuzufügen: So wenig Design wie möglich.“