Im Audi activesphere concept verbinden Mixed-Reality-Brillen physische Realität und digitale Welt nahtlos miteinander. Sid Odedra, Head of UI/UX Design Audi, über diese neue Dimension der Schnittstelle zwischen Automobil, Nutzende und Umgebung.
Audi activesphere concept: Bei dem genannten und gezeigten Fahrzeug handelt es sich um ein Konzeptfahrzeug, das nicht als Serienfahrzeug verfügbar ist.
Sid Odedra, Head of UI/UX Design Audi, schildert an einer digitalen Projektion, wie das neue System Audi dimensions ein immersives Fahrzeugerlebnis ermöglicht.
Sid Odedra, Head of UI/UX Design Audi, schildert an einer digitalen Projektion, wie das neue System Audi dimensions ein immersives Fahrzeugerlebnis ermöglicht.
Sid, werden wir bald mit Mixed-Reality-Brillen Auto fahren?
Viele Konzeptfahrzeuge malen die Vision einer Zukunft, die wir hoffentlich erreichen werden. Ich möchte zeigen, wie nah wir ihr tatsächlich sind, und sie im echten Leben erlebbar machen.
Vorsprung durch Technik im User Interface Design (UI) und im User Experience Design (UX) von Audi bedeutet: Wir wollen an der Spitze dieser Technologie stehen und sie einsetzen, um das Erlebnis zu bereichern, und nicht nur darüber reden.
Dein Chef, Marc Lichte, Head of Design Audi, sagt, alles im Design beginnt bei UI/UX und alles endet bei UI/UX – also bei dir. Was bedeutet das?
Ich bezeichne UI/UX immer als die Buchstützen eines Prozesses. Wie kommuniziert die Technik mit dem Menschen? Wie ist das Erlebnis? UX, also User Experience – die Erfahrung, die Nutzende machen – sollte immer damit beginnen, zuerst die Nutzenden zu verstehen. Wir müssen erkennen, welches Problem wir zu lösen versuchen.
Wenn wir das Problem verstanden haben, entwickeln wir Lösungen, bei denen die Nutzenden im Mittelpunkt stehen, alle Teams im Design werden in die Gestaltung einbezogen. Und am anderen Ende steht UI, das User Interface, die Schnittstelle, der eigentliche Ort, wo das Produkt oder die Maschine auf den Menschen trifft.
Wie wird UI/UX unser Erleben eines Fahrzeugs verändern?
Audi blickt auf eine über hundertjährige Erfahrung zurück, Autos zu bauen. Erst in den letzten zehn Jahren etwa ist UI/UX als Anforderung hinzugekommen.
Heute befinden wir uns wirklich in einer Phase der Transformation, in der UI/UX zum Kern des Produkts wird. Wir alle haben im Alltag diese Geräte in der Tasche, am Handgelenk. In diesem Kontext betrachtet stellen sich immer zwei Fragen: Ist das Produkt nützlich? Und: Ist es eine gute Erfahrung?
Wir sollten auch ein Fahrzeug so betrachten, und ich mag den Begriff, den Audi für die Konzeptfahrzeuge prägt: Experience Device. Das Fahrzeug ist ein weiterer Teil unseres digitalen Ökosystems.
Der Brite Sid Odedra ist Leiter UI/UX Design Audi. Er verbindet Erfahrung aus Design, Technologie und Robotik.
Audi dimensions reichert die Umgebung, in der sich das Fahrzeug bewegt, mit nützlichen Informationen an.
Der Brite Sid Odedra ist Leiter UI/UX Design Audi. Er verbindet Erfahrung aus Design, Technologie und Robotik.
Audi dimensions reichert die Umgebung, in der sich das Fahrzeug bewegt, mit nützlichen Informationen an.
Sid Odedra
Da ich als Kunde an mein Smartphone, meine Smartwatch, meinen Computer gewöhnt bin, sollte das Auto der Zukunft genauso funktionieren?
Vielleicht ist der Begriff etwas überstrapaziert, aber ja, ich würde definitiv sagen: es sollte nahtlos funktionieren, aus der Perspektive der Nutzenden. Denn das ist der Grund, warum wir all unsere Technik-Devices im Alltag so selbstverständlich nutzen: sie funktionieren einfach extrem gut. Sie sind immer auf dem neuesten Stand, sie arbeiten gut zusammen, man kann ganz einfach zwischen ihnen hin- und herwechseln.
Ein Fahrzeug sollte im gleichen Sinne in unsere Welt passen wie all diese Geräte. Als sinnvoller, nahtloser Begleiter. Es sollte sich mit allen unterschiedlichen Anforderungen mitbewegen. Man sollte nicht das Gefühl haben, das Auto traditionell bedienen zu müssen. Es sollte einem auf halbem Weg entgegenkommen, so wie es alle Geräte tun.
Mit welchem technologischen Konzept kann so etwas gelingen?
Wir sprechen von einer Zukunft, in der das Gerät der Zukunft aus der Tasche und vom Handgelenk ins Gesicht wandert. Das Herzstück unseres Systems ist eine hochleistungsfähige Mixed-Reality-Brille, die es ermöglicht, dass alle Informationen aus der erweiterten Realität mit der Welt um einen herum interagieren.
Denn wir sehen so eine MR-Brille nicht nur als Unterhaltungsgerät, wie es viele andere Leute tun. Für uns geht es darum, in der Welt um uns herum eine neue Ebene von Informationen zu zeigen, die uns bei der Ausübung unserer Aktivitäten helfen.
Mit der Mixed-Reality-Brille kann die Karosserie ausgeblendet und die Interaktion eines Rads mit dem Gelände beobachtet werden. Audi nennt das quattro Vision.
Sid Odedra trägt die Mixed-Reality-Brille, die den Träger über dreidimensionales Laserscanning und Kameras im Raum verortet.
Mit der Mixed-Reality-Brille kann die Karosserie ausgeblendet und die Interaktion eines Rads mit dem Gelände beobachtet werden. Audi nennt das quattro Vision.
Sid Odedra trägt die Mixed-Reality-Brille, die den Träger über dreidimensionales Laserscanning und Kameras im Raum verortet.
Sis Odedra
Wie funktioniert das konkret?
Im Audi activesphere concept zeigen wir die aktuell fortschrittlichste Ausprägung dieser Technik mit Mixed Reality: ein besseres Erlebnis mit weniger offensichtlicher Technik im Interieur. Wir wollen, dass die Leute in die Schnittstelle eintauchen. Diese technische Schnittstelle ist also nicht mehr von Rahmen, Bildschirmen oder Projektionen bestimmt. Das ist die volle Definition von Immersion. Man befindet sich wirklich im Zentrum dieser Welt. Wir nennen sie Audi dimensions.
Es geht darum, ein grenzenloses Erlebnis zu schaffen. Man kann die Informationen dort abrufen, wo und wann man sie haben will.
Kontraktion und Expansion zeigen die Flexibilität im System. Wenn man keine Informationen benötigt, kann sich die Anzeige auf einen Minimalzustand zusammenziehen. Aber wenn man Informationen braucht und will, kann sich die UI ausdehnen und ist dann sofort zur Hand. Die Intelligenz des Systems kommt den Nutzenden also auf halbem Weg entgegen, ohne sie mit Informationen und Interaktionen zu überfordern.
Für Audi steht die Fahrleistung immer im Mittelpunkt. Selbst wenn die Fahrzeuge automatisiert sind, wollen wir immer noch das bestmögliche Fahrerlebnis bieten. Wir wollen den Insassen also neue Informationen geben, die sie vorher noch nicht gesehen haben. Zum Beispiel beim Fahren im Gelände: Welche zusätzlichen Informationen helfen mir, in schwierigem Gelände voranzukommen?
Die Mixed-Reality-Brille zeigt mir also je nach Situation unterschiedliche Informationen?
Das System Audi dimensions zeigt drei räumliche Ebenen, drei Informationsebenen. Zuerst die Informationen in der Kabine, die man traditionell am Lenkrad findet. Dann können wir Informationen im Rahmen der Windschutzscheibe einblenden. Und schliesslich gibt es ein räumliches Feld, das sich von der Fronthaube bis in die Umgebung ausdehnt, und in dem wir Informationen anzeigen, die ich in meinem Umfeld benötige.
Wenn die Nutzenden abseits der Strasse fahren, stellen wir ihnen dort mehr Informationen über das Gelände zur Verfügung, die aufzeigen, wo der sicherste Weg entlangführt. Echtzeitinformationen zur Wetterlage oder Gefahrenwarnungen. Aber auch: Wie stark ist die Neigung der Böschung, wo könnten Hindernisse liegen? Mit der Brille kann man zum Beispiel auch die Karosserie ausblenden und die direkten Interaktionen eines Rads mit dem Gelände sehen. Das nennen wir quattro Vision: Das digitale Erlebnis von quattro sichtbar machen, jenseits des Antriebs.
Die Informationsebenen von Audi dimensions sind nicht auf das Cockpit beschränkt, sondern werden auch virtuell im Raum platziert, der das Fahrzeug umgibt.
Die Informationsebenen von Audi dimensions sind nicht auf das Cockpit beschränkt, sondern werden auch virtuell im Raum platziert, der das Fahrzeug umgibt.
Wird eine Mixed-Reality-Brille auch ein Device werden, das ich wie mein Smartphone immer dabeihabe?
Ja,
denn beim digitalen Ökosystem geht es darum, dass man seine
persönlichen Geräte mitnehmen kann – sei es die Brille oder andere
Geräte – und dass man sie gut nutzen kann. Die Brille ist Teil des
zentralen Erlebnisses, sie ist nicht nur etwas, das man ins
Handschuhfach legt, sondern sie wird zu einer Bereicherung und befähigt
einen, mehr zu tun.
Wir betrachten das Auto und das Erlebnisgerät als Teil des Ökosystems. Das Erlebnis soll nicht aufhören, wenn man das Auto verlässt. Wir denken über den Kern Fahrzeug hinaus. Wie können wir unsere Kunden den gesamten Tag über im Hintergrund begleiten, um da zu sein, wenn sie uns brauchen?
Neue Entwicklungen setzen sich nur durch, wenn sie von den Nutzenden angenommen werden. Wie wollt ihr das erreichen?
Ich
kenne so viele tolle Technologien in anderen Produkten, erstaunliche
Hightech-Systeme, aber sie sind so komplex, dass die Leute zu viel Angst
haben, sie zu benutzen.
Der Wert erfolgreicher Produkte liegt
darin, dass sie erstens das Problem wirklich verstanden haben, zweitens
eine grossartige Lösung anbieten und drittens diese für ein breites
Publikum verständlich machen.
Die UI/UX muss natürlich eine ästhetische Intelligenz aufweisen, die für Audi typisch ist. Und sie muss die Kunden ein bisschen stimulieren, ihnen Selbstvertrauen geben. Ich sage meinem Team immer, wir müssen die Menschen mit drei Dingen überzeugen: Vertrauen, Komfort und Bequemlichkeit. Und ergänzend dazu am besten noch durch Emotionen fesseln.